Auf ein Wort mit: Willy Iffland – Sneakerjournalismus 2018

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Artikel aktualisiert am 28.02.2021.

Wir hatten die Blogger von Sneakerzimmer und Holger, den Chefredakteur vom Printerzeugnis Sneakers Mag im Gespräch. Im dritten Teil unserer „Auf ein Wort mit“-Reihe zum Thema Sneakerjournalismus sprechen wir nun mit dem Influencer Willy Iffland.

Sneakerjournalismus als Influencer – Willy

Willy Iffland, keine 30 Jahre alt, lebt, nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin, nun seit geraumer Zeit in Leipzig, kümmert sich mit seinem Team um seinen Blog Dressed like Machines, dürfte der hiesigen Sneaker- und Streetwear-Szene aber vor allen Dingen auf Grund seiner regelmäßig auf Instagram geposteten Outfits und Stylings bekannt sein. Dabei greift Willy auf das zurück, was aktuell einen Hype genießt und sorgt damit immer wieder für mediales Aufsehen. In wie weit er sich selbst dem Sneakerjournalismus zuordnen würde und wie real der Hype eigentlich wirklich ist, verriet er uns im Gespräch.

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Wieso Sneaker? Wieso Streetwear?
Mein Bruder ist sechs Jahre älter als ich und hat mit 14 schon angefangen Basketball zu spielen, darum bin ich da sehr früh reingewachsen und habe dann auch schon mit 16 meine ersten Jordans getragen, ohne das mir jedoch bewusst war, in welche Richtung sich das ganze mal entwickeln wird. (lächelt) Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich Bock auf die Sachen habe. Auf Klamotten, passende Schuhe und diese Art, alles stimmig zu kombinieren. Dann habe ich vor vier Jahren meine Leica gekauft und angefangen ordentliche Fotos zu machen, denn man hat schnell gemerkt, dass die Leute Wert auf Qualität bei Fotos legen. Grundsätzlich ist also mein Bruder der Antreiber für mich gewesen, was das Urbane und was Fashion angeht. Heute ist er da leider raus aber ich umso mehr drin. (lacht)

Willy Iffland über sich: „Ich bin wie ich bin“

Was ist dir besonders wichtig, wenn du über das Thema sprichst? Warum glaubst du, schauen sich Menschen deine Bilder an?
Ich glaube, das Wichtigste für mich bei meinen Bildern ist, dass die Leute merken, dass ich mich nicht verstelle. Ich bin wie ich bin. Tätowiert, dusselig. Ich verdiene gutes Geld und kann mir eben solche Sachen leisten. Natürlich kommt da auch schnell Neid auf, aber ich sage den Leuten dann immer, dass Neid nicht der Weg ist. Denn wenn es danach geht, kann ich auch noch auf 10.302.420 Leute neidisch sein. Viele Leute bemerken bei mir immer, und das finde ich total schön, dass ich praktisch auf jedem Foto lächle und bewerten das positiv, da das in der Szene kaum jemand macht. Ich verstehe auch diese „Hand vors Gesicht Posen“ nicht, wenn man sich dann in der Story trotzdem zeigt. Den Sinn muss mir mal einer erklären. (lacht)

Welches Medium im Bereich Sneakerjournalismus ist für deine Arbeit aktuell am relevantesten und warum?
Ganz klar Instagram. Den Blog wickelt ein Team für mich ab, wo ich einmal am Tag in einer Sitzung alles absegne oder eben nicht. Ansonsten konzentriere ich mich zu 1.000 % auf Instagram. Ich gehe täglich Fotos machen, bearbeite diese, arbeite Captions aus und setze Kundenaufträge um. Das alles mache ich in meinem Office von Zuhause aus. Ein kleiner Raum mit vielen Möglichkeiten.

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Ich war auf allen Plakaten und super peinlich berührt

Mit welchem Themenbereich beschäftigst du dich am liebsten? 
Ganz klar Schuhe. Ich finde es auch immer wieder faszinierend, wenn man mit Leuten redet, die absolut gar nichts mit Sneakerjournalismus oder Turnschuhen am Hut haben und sich dann wundern, wie man so viele Schuhe haben kann. In meiner Heimatstadt erzählt meine Mutter das halt allen Leuten und die sind super fasziniert davon, das freut mich wirklich, denn in der Szene ist es ja an sich auch nichts besonderes mehr wenn man 200 Paar Schuhe besitzt. Da geht mir das Herz auf, wenn Leute mir liebe Nachrichten schreiben, sich wirklich freuen und sich an meinem Content bereichern können.

Dein bisheriges Lieblingsprojekt?
Diese Axe Kampagne von vor zwei Jahren, wo ich auf Plakaten in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz war. Das war eine tolle Sache, denn jeder hat mir Fotos geschickt mit dem Plakat und ich war super peinlich berührt.

Welchen Tipp hast du für die Leute da draußen, die auch Bock haben in den Sneakerjournalismus einzusteigen oder Influencer zu werden?
Befasst euch mit der Materie, seid nicht vorschnell und vor allem nehmt euch Zeit, Dinge zu lernen. Viele Leute, die heute in die Szene einsteigen, wollen am liebsten alles auf einmal haben. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern wo die Schuhszene sehr viel ausbalancierter war und sich nicht jeder (mich nicht ausgeschlossen) vom Hype leiten lassen hat. Ich habe früher viel General Releases getragen. Heute leider weniger, das muss sich ändern. Und genau das ist auch das Problem bei jungen Journalisten, sicherlich bei weitem nicht allen, aber bei einigen. Es geht nur noch um Hype, was bringt Klicks im Beitrag, welche Review könnte viral gehen. Das ist schade und lässt sehr oft sehr gute General Releases einfach in der Versenkung verschwinden. Nehmt euch Zeit, sondiert die Szene richtig, eignet euch ein gutes Allgemeinwissen über die Szene an und dann könnt ihr mitreden.

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100% Willy Iffland

Auf der einen Seite bekommst du viel Liebe für deine Outfitfotos, andererseits werfen dir auch Menschen vor, du würdest nur den aktuellen Hype befeuern, ohne einen eigenen Stil zu haben. Wie gehst du damit um und wie stehst du zu diesen Vorwürfen?
Also dass ich nicht meinen eigenen Stil haben würde, ist völliger Quatsch. Das weiß auch jeder, der mir wirklich aus Überzeugung folgt. In diesem Game gibt es unzählige Leute, die man aufzählen könnte, die ihre Posen, Fits, Captions und was weiss ich von anderen 1:1 offensichtlich kopieren. Das mach ich alles nicht. Alles was ich mache, stammt aus meiner Feder. Wenn ich mir Inspiration bei anderen Menschen hole, erwähne ich diese natürlich dann auch im Fit. Natürlich mache ich viel für den Hype, wie schon oben erwähnt, aber ich lasse mich davon eben auch anstecken und würde mir das auch kaufen, wenn ich keinen Instagram-Kanal mit 91K Followern hätte. Das macht für mich gar keinen Unterschied. Also die Anschuldigungen, ich hätte keinen eigenen Stil, lächle ich getrost weg, was natürlich nicht heißt, dass ich mir keine berechtigte Kritik annehme. (grinst)

Kommen wir zu deinen Top 3 Sneaker ever und Top 3 Sneaker aktuell?
Ever:
Jordan 12 Taxi, adidas Yeezy Bost 350 Turtle Dove, adidas Ultra Boost 1.0 Key City. Der Jordan, weil er mein erster Sneaker war. Der Yeezy, weil er das erste Design hatte, was mich richtig aus den Socken gehauen hat. Und der UB wegen Funktionalität und Alltag.

Aktuell: Tom Sach Mars Yard, Air Jordan UNC Off White, Sean Wotherspoon 97/1 Hybrid.

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photos: Willy

Amadeus Thüner

Amadeus arbeitet für eine große PR Agentur und ist schon seit langer Zeit dem Turnschuh verfallen. Als freier Redakteur, Moderator und selbst ernannter “Medienfuzzi” arbeitet er zudem für diverse Magazine oder Plattformen, wie dem Tätowier Magazin, oder auch für Red Bull Music.